06.09.2023: Blogeintrag #4
Samstag, 26.08. 23 – Cherbourg (07:00) -> Alderney (11:00) - 30 sm
Gleich früh sind wir mit der Flut und Morgensonne Richtung erster Kanalinsel Alderney aufgebrochen.
Es war ein kurzer, schneller Ritt, der uns zwischen Regenwolken hindurch in die Brave Bay bringt. Auf Alderney liegen wir an der Boje, eine Anlegemarina gibt es nicht. 20 Bojen, von denen man mit einem Wassertaxi zum Steg gebracht wird. Clara schreibt im Logbuch: “Sehr schöne Überfahrt! Das erste Mal bringt Segeln in Gezeitenrevieren Spaß :-)”
Auf Alderney mieten wir uns Fahrräder. Eine schöne Tour über die leicht verschlafene Insel, auf der die Deutschen im WW2 deutliche Spuren in Form von Befestigungsanlagen hinterlassen haben – die Channel Islands waren bis zum Ende des Krieges besetzt. Sehr hübsche Insel, klare Empfehlung für einen Abstecher!
Sonntag, 27.08.23 – Alderney (07:05) -> Jersey (13:00) - 44 sm
Heute geht es zur zweiten Kanalinsel: Jersey, die Hauptinsel der “CI” – Channel Islands, wie die Inselbewohner sie stolz nennen.
Ablegen von der Boje problemlos, Wassertiefe reicht in jedem Fall. Um den richtigen Strom zu erwischen, legen wir um 0705h ab. 44sm ruppiger, aber sehr schneller Raumschotritt. Abends wechseln Clara ud Torsten noch den Impeller, der einen Flügel verloren hat.
Die Insel Jersey und der Hauptort St. Helier (30.000 Einwohner) überzeugen uns eher nicht – kann auch daran liegen, dass es Sonntag ist und das Wetter eher lausig.
Montag, 28.08.23 – Jersey (07:10) -> Guernsey (13:00) - 34 sm – plus Hafentag Dienstag, 29.08.23
Es geht auf der Kreuz nach NW zur Insel Guersey, der zweitgrößten Insel der CI. Wetter ist weiterhin nicht August-like, aber wohl Channel-like: Bewölkung, etwas Regen, westliche Winde, keine 20 Grad Lufttemperatur. Na, das wussten wir vorher, passt schon.
In Guernsey erleben wir Neues beim Anlegen: Die Marina liegt in einem eigenen Becken, das von der See durch eine Stufe (“Sill”) getrennt ist. Dadurch wird erreicht, dass bei Niedrigwasser die Marina genug Wasser für die Boote halten kann, da das Wasser nicht tiefer fallen kann als die Schwelle. Zum Ein- und Ausfahren brauchen wir aber Kieltiefe über der Schwelle, und das ist nur ca. 2h vor und nach HW der Fall. Wir kommen zwei Stunden zu früh und verbringen die Zeit an einem Warte-Steg.
Die Stadt (St Peter Port, 15.000 Einwohner) ist hübscher als St. Helier auf Jersey, und am Abend gibt es eeeendlich fish ‘n chips für die Crew.
Am nächsten Tag machen wir wieder einen Fahrrad-Ausflug über die Insel (30km!), wo wir wieder Zeuge deutscher Besatzung werden und einer allgegenwärtigen Erinnerung durch Museen, Wehranlagen und Hinweisschilder. Die Einwohner Guernseys wurden während der Besatzung vollständig vertrieben und die Insel in ein Arbeitslager gewandelt. Gruselig, die Freundlichkeit der Bewohner wird dadurch noch berührender.
Mittwoch, 30.08.23 – Guersey (06:05) -> Roscoff (18:00) - 75 sm
Wieder geht es früh los, um über die beschriebene Schwelle zu kommen. 60 sm bei Halb- bis Amwind, extrem flott mit dem mitlaufenden Strom. Irgendwann vor Roscoff läuft dann der Strom gegen uns, und der Wind wird weniger. 12sm lassen wir uns vom eisernen Wind im Heck der Meu unterstützen. Keine schlechten Bedingungen, aber insgesamt schon rau mit Welle, Temperatur und Amwind.
Roscoff ist ein kleines bretonisches Nest an der Grenze zwischen Ärmelkanal und Atlantik. Die Marina ist 20min zu Fuß von dem Ort entfernt. Auf ein Gläschen Wein schauen wir dort vorbei. Lange Sandstrände, die bei 15 Grad Wasser nur wenige Hartgesottene einladen. So richtig viel können wir davon nicht berichten, da wir nur wenige Stunden in der Marina verbringen.
Donnerstag, 31.08.23 – Roscoff (08:00) -> L’Aber Wrac’h (14:00) - 42 sm
Zuerst noch Tanken an einer praktischen Self-Service-Tankstelle (24/7), dann die erste Etappe, die wir nicht mehr als “Kanal”, sondern als “Atlantik” verbuchen. Im ersten Reff wieder kreuzen, diesmal ein Langer Schlag rauf aufs Wasser, dann mit dem Strom zurück. Der mitlaufende Strom (und die Meu!) machen einen Wendewinkel von 75 Grad möglich.
L’Aber Wrac’h (gesprochen: Laber Wrach) ist – wie Roscoff – ein hübsches bretonisches Dörfchen, diesmal in einem 2sm langen Inlet geschützt gelegen. Die Marina bietet wieder ausgezeichneten Service mit einem Schlauchboot eines Marineros, der uns herzlich empfängt und einweist. Der Tidenhub ist mit 8m wieder beeindruckend. Manchmal geht man waagrecht über den Steg zum Boot, sechs Stunden später ist es eine Kletterpartie.
Am Abend gibt es nach Lasagne an Bord noch ein Gläschen in einer Kneipe in der Marina, zusammen mit wettergegerbten Bretonen, die alle irgendetwas mit Booten zutun haben: wir lernen Machaniker, Fischer und Schulschiffer kennen.
Freitag, 01.09.23 – L’Aber Wrac’h (07:00) -> Brest (14:00) - 40 sm
Kaum sind wir aus dem Ärmelkanal raus, gibt es wieder Flaute. Wir motoren Richtung Brest, einigermaßen schweigsam. Das Boot wird geputzt, Social Media gefüttert, das Ende der Fahrt rückt näher.
Es wird noch Augenblicke geben, an denen wir das Erlebte gemeinsam reflektieren, aber soviel darf der Schreiber dieser Zeilen sagen: Clara und Meu haben ihren Job wirklich toll gemacht – 600sm gegenan bei lausigem Wetter, das ist eine große Leistung. Für die drei Mitsegler Stefan, Thorsten und Andreas gibt es damit mehr als 600 Gründe, dankbar, froh und demütig auf Clara und die Meu zurückzublicken. Von Herzen die besten Wünsche für die weiteren Wege.
Andreas Haenel
Foto(s): Thorsten, Clara, Privat, Stefan