26.04.2024: Blogeintrag #34

Crewfoto vor der Abfahrt auf den BVIs | Foto: Privat
Crewfoto vor der Abfahrt auf den BVIs | Foto: Privat
 

Crewfoto vor der Abfahrt auf den BVIs | Foto: Privat
Crewfoto vor der Abfahrt auf den BVIs | Foto: Privat
Crewfoto vor der Abfahrt auf den BVIs | Foto: Privat
Crewfoto vor der Abfahrt auf den BVIs | Foto: Privat
Crewfoto vor der Abfahrt auf den BVIs | Foto: Privat
Crewfoto vor der Abfahrt auf den BVIs | Foto: Privat
Crewfoto vor der Abfahrt auf den BVIs | Foto: Privat
Crewfoto vor der Abfahrt auf den BVIs | Foto: Privat
Crewfoto vor der Abfahrt auf den BVIs | Foto: Privat

Clara hat uns den Segen der Karibik gebracht, indem sie uns das türkisfarbenste Wasser, die schönsten Sternenhimmel und einsamsten Strände zu Füßen gelegt hat. Aber beginnen wir von vorn: Zunächst wurde am Samstag, den 06.04. schubkarrenweise die Meu in Roadtowns Marina mit Proviant, Wasser und Bier beladen. Nachdem die Wanten nachgespannt und der neue Verklicker an der Spitze des Mastes angebracht war, machten wir uns auf nach Little Harbour, einer entzückenden Ankerbucht, welche wir kurz nach Sonnenuntergang erreichten. Ein Haufen schusseliger Meu-Matrosen ließ dort erstmal etwas über Bord gehen, das definitiv nicht auf den Meeresgrund gehört. Doch es gibt nichts, was unsere Capitana Clara nicht auch aus 14m Tiefe bei den ersten Sonnenstrahlen wieder vom Meeresboden bergen kann. Das Wasser war kristallgrün-türkis und lud zu einer einstündigen Schnorchelrunde mit Seeigeln, Krabben und sogar einer Schildkröte ein. Nur die rücksichtslosen Charterboote störten etwas, aber die sollten wir ja schon bald hinter uns lassen. Auf ging es nach Jost van Dyke, um in Clara und Jan-Hennings Lieblingsstrandbar den letzten Abend auf den BVIs gebührend zu feiern. Clara wurde beim Abendessen von einem Segler mit seiner personalisierten “MauTau” Kappe gekrönt, weil er ihr Projekt so sehr bewundert. MauTau heißt so viel wie “Segel sicher”.  Nach einer wilden und ereignisreichen Nacht im legendären Foxy’s, natürlich nicht ohne Painkillers und Carib, sehr viel Tanz und Gelächter verlassen wir die Britischen Jungferninseln im strömenden Regen, eine ungewöhnliches Wetter für die Karibik.

Schon bald können wir die Segel setzen und die wilde Fahrt durch das legendäre Bermuda-Dreieck geht los! Bei Windstärke 4 kommt zunächst das 1. Reff rein, bei Windstärke 5 dann auch das Zweite, dann die Reffs mal wieder raus, und wieder rein. So ging es die nächsten 5 Tage weiter, sodass wir in Rekordgeschwindigkeit bei Wind aus ENE mit einem Halbwindkurs auf die Exumas zusteuerten. Nach dem ersten Sonnenaufgang hat die Skipperin sich bereit erklärt, Haare zu flechten, da ein Crewmitglied leider mit langen Haaren angereist war und zu einer Rastazöpfen geformten Mähne durch Wind und Salz noch nicht bereit war. Gleich an diesem morgen gibt es von Pippi Langstrumpf Sandwiches zum Frühstück, welche jedoch im Laufe der Woche noch haushoch von ihren männlichen Kollegen getoppt werden. (Ehemann Material ist mit an Bord) 
Dies bleibt nicht unbemerkt, sodass die Reise für manch ein Crewmitglied zu einem vorzeitigen Honeymoon wird, der seinesgleichen sucht. Mit Windstärken von 17-22 Knoten kommen wir im 1. Reff oder auch im 2. sehr gut voran, im Schnitt haben wir 6 Knoten Fahrt. Ab und zu fahren wir auch auch eine Halse, da man im tückischen Bermuda-Dreieck auch mal ausweichen muss. 

Das Segeln war großartig. Rundherum nur Blau, mittelhohe Wellen und kein Schiff oder Land in Sicht. Der Sternenhimmel war auch jede Nacht aufs neue faszinierend, wenn der kleine Wagen und Orion sich gegenüber lagen und auch der Skorpion am Himmelszelt zu erkennen war. Ganz zu schweigen von den Sonnenauf- und untergängen, einfach atemberaubend. 
Im 8 bzw. 4- stündigen Schichtsystem wechseln wir uns ab und in der Zwischenzeit schaukeln die Wellen uns in den Schlaf. Aber nicht nur: Die Zeit vergeht wie im Flug, es wird köstlich gekocht mit schwingendem Herd, viel gelesen, mit einer Bohrmaschine eine Kokosnuss geöffnet (happy wife happy life), Herr der Ringe gesuchtet oder Dokus von hoffentlich nicht all zu weit entfernten Lebenszielen geschaut. Pippi Langstrumpf macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt, was den husband-to-be durchaus an seine Grenzen bringt, aber es wurde Gott sei Dank niemand über Bord geworfen. Im Gegensatz zu einer Angel oder einer Falle für noch unbekannte Placozoa-Arten, die bei der Geschwindigkeit der Meu jedoch leider beide erfolglos blieben. Hauptsache ist jedoch, dass die Meu mal wieder Clara und ihre Crew sicher über den weiten Ozean gebracht hat. Zwei von uns sind noch nie so lange und so weit auf dem offenen Meer gesegelt, doch wir hatten alle eine wunderbare Zeit. 

Eine kleine ‚FuckUp‘-Story gab es noch, da Clara, als gutmütige Skipperin, irgendwann dem Spi-Spi-Spi Gequengel der Atlantiküberquerer nachgab. Leicht bekleidet auf dem Vorschiff, mit Unterhose und Schwimmweste, machte eine Welle im ungünstigen Zeitpunkt uns einen Strich durch die Rechnung. Wie eine Sanduhr war der Spi jetzt um das Vorstag gewickelt und das nicht nur einmal. Der Spi kam so nicht mehr runter, zu viel Reibung. Die arme Clari sah den Spi schon zerrissen und zerfetzt auf den Bahamas ankommen, doch dann kam die Idee auf, ihn wie eine Wurst zusammenzurollen, um ihn dann nach und nach vom Vortag zu befreien. Für die Mädels war das ein Spaß anzusehen und für die Jungs gibt es genau dafür nach getaner Arbeit Bier an Bord! Nach 2 Stunden Entwirrungsspielen war der Spi letztendlich in einem Stück wieder unter Deck verstaut.

Das Highlight war sicherlich die Flaute, die uns kurz vor Ankunft auf den Bahamas den Wind aus den Segeln nahm. Warum? Na, weil das Badezeit bedeutet! Von der Atlantikcrew schon ausgiebig getestet, durften wir uns jetzt auch nackt und frei mit dem Spifall von Bord schwingen oder auch auf einem Fender faulenzen. Das ist Leben! 

Doch der Wind ließ nicht auf sich warten und so kamen wir mit 22 Knoten Windstärke in Georgetown auf Great Exuma an. Wir drehten noch ein paar Ehrenrunden bis die Sonne aufging und warfen dann schließlich den Anker im seichten Wasser. Wir hatten es geschafft! Nach fünfeinhalb sehr eindrucksvollen Tagen, waren wir verzaubert von der Wasserfarbe und überrascht von Temperatur und Wind, genau wie ein norddeutscher Sommer! 

Angekommen auf den Bahamas kostete alles mindestens 100 Dollar: Wassertaxi, Taxi zum Flughafen und auch sechs amerikanische Pizzen hatten ein stolzen Preis. Nachdem auch Claras wilde Crew einklariert war und das sechste Crewmitglied, Silas, aufgenommen wurde, begann eine großartige Woche voller Abenteuer. 

Das Dinghy brachte uns bei Stocking Island zunächst zu einem BlueHole mitsamt Barracuda und dann zu einem Restaurant wo wir schmausten als hätten wir schon 30 Jahre gearbeitet. Am nächsten Morgen wurden wir von einer Delfinmama mit ihrem Baby begrüßt. Weiter ging’s durch anspruchsvolle Seegatten, wieder aufs offene Meer und wieder zurück durch noch anspruchsvollere Seegatten. Wir waren wirklich im Paradies. Ganz allein, auf der einsamem Inselkette der Exumas, konnten wir aus nächster Nähe ein sogenanntes BlowHole bestaunen. Aus diesen Löcher schießt unterirdisch mit einer sehr hohen Geschwindigkeit das Meerwasser durch und wird dann wie von einem riesigen Wal in die Luft geschossen! Der Strand war so wie bei Fluch der Karibik, ich würde es aber eher Segen der Karibik nennen. Nur wir, weißer Sand und kristalltürkises Wasser, welches ganz schön flach war (ca. 2,5-3 m) Bei sehr viel Wind steuerten wir wieder hinaus Richtung Children’s Bay Cay und dann am nächsten Tag zur berühmten Staniel Cay. Dort erkundeten wir wieder dank Dinghy die Thunderball (Feuerball) - Grotte, die als Set für den gleichnamigen James Bond - Film diente. Ein sagenhaftes Schnorchelerlebnis! Abends saßen wir immer gemütlich zusammen und haben viel gelacht. Am nächsten Morgen war unsere Mission, so früh wie möglich die Schweine zu besuchen, ein must-do auf den Bahamas. Das Dinghy ist zwar super, aber ein bisschen klein für sechs Personen und nicht geeignet für allzu weite Strecken. Wir dachten uns der liebe Gott hat uns ja Beine geschenkt, dann können wir ja auf die nahe Seite der Insel fahren und den Rest laufen. Error, zumindest für Jan-Henning und Becci, die sich dachten, den zackigen Lavastein bezwinge ich auch mit FlipFlops oder Wasserschuhen. Also auf halbem Wege zurück, Dinghy und Tank eingesammelt, um dann die Hälfte mit Schürfwunden aufzusammeln. Direkt wurden wir von einem dicken Eber im Wasser begrüßt. Die Schweine schwimmen!!! Jannek war sehr mutig mit dem Plastikbeutel voller Essen, sodass sich die Schweine erst um ihn scharten, er dann davon lief und wir nur noch hörten: ‚Die Sau hat mich in den Po gebissen!‘ Das sorgte natürlich erstmal für schallendes Gelächter. Genug Schweine am Strand für heute und ab zum versunkenen Flugzeug. Das war so cool! Ein Flugzeug, wie wir es auch benutzt haben, um auf die Karibikinsel unserer Wahl zu kommen lag nur 3m tief auf dem Meeresgrund. Wir konnten es in aller Ruhe mit dem Schnorchel erkunden, durchs Fenster tauchen, Muscheln sammeln und auch wieder fallen lassen. Denn in einer hatte sich ein kleiner Tintenfisch versteckt, der empört seine schwarze Tinte versprüht aufgrund des Hausfriedensbruch. Die Köpfe gefüllt mit Unterwasserbildern und unvergesslichen Erinnerungen, ging es am nächsten Tag in die Palm Cay Marina von Nassau. Dort waren wir eher außergewöhnlich unter all den Katamaranen und Motorbooten. Diese Marina war Luxus pur inklusive Beach Club und Pool. Wir haben einen sehr schönen letzten Abend zu sechst verbracht und wieder fürstlich gegessen. Dann war der Honeymoon vorbei, was für eine Sauerei.

Tausend Dank an unsere furchtlose Skipperin Clara, die uns sicher durch das Bermuda-Dreieck navigiert hat, ohne einen Herzinfarkt zu bekommen und uns GLEICHZEITIG tausend kleine und große Abenteuer beschert hat. BEST CAPTAIN 💃🏼♥️

NAVIGARE VIVERE EST

 

Rebecca Cronenberg 

Foto(s): Privat, Becci, Clara, Jannek, Beeci, Silas

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