18.09.2024: Blogeintrag #52

Crewfoto in Scheveningen | Foto: Clara
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Crewfoto in Scheveningen | Foto: Clara
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Von Cowes nach Scheveningen oder ein segelintensiver Törn

Am Samstag bewegte ich mich mit der Fähre nach Portsmouth, wo die Meu eine gute und sichere Marina gefunden hatte, und machte es mir an Bord gemütlich. Clara und Jan-Henning waren noch auf einem „Pub Crawl“ und ABBA-Konzert mit Freunden in London. Den Begriff „Pub Crawl“ kannte ich noch nicht, konnte mir aber sofort vorstellen, was damit gemeint sein könnte: ein intensiver Besuch diverser Kneipen mit vermutlich langer Dauer. Ich hatte dann noch am Sonntag-Morgen Zeit, das große Museum des Naval Shipyards in Portsmouth zu besichtigen. Clara und Jan-Henning kamen mittags zurück. Clara wollte gern das D-Day Museum in Portsmouth besuchen und ich schloss mich ihr an, um meinen marine-historischen Tag zu komplettieren.

Montag setzten wir dann Segel in Richtung Brighton. Zwei Reffs und eine kleine Fock sollten von nun an unsere ständigen Begleiter sein. Nach einer kommoden Raumschots-Rauschefahrt landeten wir hinter einer hohen Betonmauer im Yachthafen am Stadtrand von Brighton. Die Mauer sollte sich am folgenden Tag als sehr nützlich erweisen. Stürmische Winde und heftiger Seegang, der teilweise die Mauern bezwang, ließen uns einen Hafentag einlegen. Auf ging es per Bus nach Brighton, das sich für unseren Geschmack städtebaulich als Enttäuschung entpuppte. Kann ja mal passieren. Langsam dämmerte uns am Abend, dass wir noch eine erkleckliche Zahl von Meilen bis Scheveningen vor uns hatten. Die Eifrigen unter uns schlugen einen Törn mit einer Nachtfahrt vor, während die mehr gemütlich Gesinnten Tagesfahrten im Glauben mehr oder weniger achterlicher Winde bevorzugten. Letzteres wurde dann geplant. Dass Planung und Realität bisweilen voneinander abweichen, sollte sich erst später herausstellen.

Mittwochs trieb uns wieder gut segelbarer starker Wind in Richtung Dünkirchen oder vielleicht Calais. Früh aufstehen und ein wunderbarer Törn entlang der sonnenbeschienen Südküste Englands mit den eindrucksvollen Kreidefelsen. Es wurde später Nachmittag und recht düstere Wolken zogen auf. In unverrückbarem Optimismus wurden die Schauerwolken zunächst nicht für besonders beeindruckend erklärt, weil wir im Notfall doch auch gutes Ölzeug hätten. Die Realität ließ uns doch lieber das nahegelegene Dover ansteuern, wo wir bei einbrechender Dunkelheit festmachten. Das Einlaufen in den Hafen von Dover ähnelt der Einfahrt in eine große Stadt mit dem Auto: überall „Ampeln“. Alle mussten wir zu Grün überreden. Dies gelang nach jeweils einem Funkkontakt pro Licht mit der Hafenaufsicht. Kochen wollten wir nach mehr als 12 Stunden nicht mehr und fanden einen sehr schönen Pub mit Bier und britischen Moules Frites. Frankreich ist ja nicht weit entfernt.

Am Donnerstag zum Unbehagen der Mannschaft wieder sehr früh aufstehen. Wat mutt, dat mutt und der Strom im Ärmelkanal ist wie er ist. Nun wollten wir aber mindestens bis Ostende kommen, besser weiter. Der Wind zwang uns zwar nicht zum Kreuzen, dafür galt es, zwischen recht vielen größeren Wasserfahrzeugen heile über den Ärmelkanal zur Festlandsseite zu kommen. Dank sei dem AIS und der Umsicht der Skipperin geschuldet. Bei heftigem Seegang trieben das unvermeidliche 2. Reff im Groß und die kleine Fock uns voran mit Ziel Blankenberge in der Nähe von Zeebrugge. Weiterhin zeigte sich das Wetter nicht mehr von seiner besten Seite und es wurde nässer und nässer, so nass, dass sich meine alte Segeljacke als nicht mehr dicht erwies. Nach acht Jahren ist sie wohl reif für eine Entsorgung. Nach weit über 60 Meilen am Abend, schon bei Dunkelheit, erschienen wieder das Wohlgefühl beeinträchtigende Schauerwände. Wir entschlossen uns, Ostende und nicht das eigentlich angepeilte Blankenberge anzulaufen. Der Hafen des Royal North Sea Yacht Club war leider nicht so königlich wie der Name des Clubs suggeriert. Wir fanden beachtlichen Schwell vor. Die Kommentare der Skipperin zur Nordsee und zu diesem Hafen lasse ich unberichtet.

Die Aussicht auf die letzten weit über 70 Meilen nach Scheveningen ließen uns zu unchristlicher Zeit bei Dunkelheit ablegen. Zumindest konnten wir den Schaukelhafen verlassen, jedoch Wetter und Seegang waren keine Stimmungsaufheller. Dann stellte sich heraus, dass der starke nördliche Wind eine kleine östliche Komponente hatte. Die Folge war natürlich Kreuzen bei der ohnehin langen Strecke nach Scheveningen. Zwischenzeitlich gab Jan-Henning die Parole aus, dass wir bis 3 Uhr morgens am Ziel sein müssten, da Mäckes (McDonalds) in größeren Städten bis dann geöffnet seien. An Kochen an Bord war wegen des Seegangs nicht zu denken. Die ersten 4 Stunden brachten uns nur 12 Meilen näher nach Scheveningen. Es war also überaus knapp mit dem Ziel 3 Uhr nachts. Endlich der erste moderate Stimmungsaufheller: der Wind drehte zurück auf Nord und wir konnten Scheveningen anliegen. Auch hatten wir Gesellschaft auf See durch eine andere Lübecker Yacht, die unserer einhelligen Meinung nach zu viel Segelfläche führte und so hier und da Sonnenschüsse produzierte. Ein Gefühl der Überlegenheit und der Schadenfreude ist zwar gemein, aber in der Situation aufhellend. Insgesamt war sie aber etwas schneller als wir, Länge läuft eben. Endlich klärte sich am Nachmittag der Himmel auf und wir waren wieder besserer Dinge. Der Weg nach Scheveningen war noch weit und so legten wir gegen 23 Uhr, aber eben deutlich vor 3 Uhr nachts am Ziel an und gesellten uns zu den Lübeckern, die wenig vor uns angekommen waren. Beinahe hätte ich vergessen zu erwähnen, dass Mäckes durch eine wohlschmeckende Pizza ersetzt werden konnte. So endete auch dieser Tag wie die ganze 257 sm lange Etappe in bester Laune.

 

Eckhard Scheufler

Foto(s): Clara, Georg

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