11.10.2023: Blogeintrag #9

Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi
Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi
 

Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi
Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi
Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi
Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi
Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi
Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi
Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi
Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi
Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi
Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi
Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi
Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi
Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi
Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi
Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi
Endspurt Richtung Madeira | Foto: Didi

Mittwoch zur Mittagszeit hieß es ‚Leinen los‘. Wir verließen die geschützte Bucht von Camariñas, welche Clara und die Meu 3 Wochen lang unfreiwillig beherbergten.  

Kaum hatten wir die offene See vor uns stellte sich die Atlantikdünung ein. Die Costa da Morte präsentierte sich eindrucksvoll hinter uns in all ihrer schroffen Rauheit. Der Wind ließ jedoch zunächst auf sich warten. Wir liefen etwa 50 Meilen nach Westen bis hinter das Verkehrstrennungsgebiet vor dem Cap Finisterre. Ziel war es westlich des 10ten Längengrades zu kommen. Laut der einschlägigen Orca Berichte der lokalen Küstenwachen sind dort keine Vorkommnisse mehr dokumentiert. Hinter dieser Marke sollte der Kurs nach Süd-Südwest eingeschlagen werden. 

Seitdem wir unterwegs sind, zieht uns das Blau des Meeres in seinen Bann. Es ist unvergleichlich und wunderschön. Rombout sitzt oft lange in Lee an der Reling und schaut in das tiefe Blau.

Der Geruch unter Deck wird gleichzeitig schlimmer. Wobei Clara anmerkt, dass sie auf der Walross Schlimmeres erlebt hat. 

Am Tag 3 gab es zum Frühstück Rührei mit Speck - das war köstlich. Zum Glück kam es nicht sofort wieder hoch und blieb dann auch im Magen.

Zum Mittag Thunfisch mit Kartoffeln und Dip. Die Stimmung war den ganzen Tag über sehr gut, da der Amwindkurs die Meu zum Fliegen brachte.

Auf dem Land ist Onno vielleicht älter als wir alle, aber auf See haben sich die Rollen getauscht. Onno kocht wie ein seefester Smutje die zauberhaftesten Gerichte, während Didi und Rombout sich unter Deck mit dem Kochen noch zurückhalten müssen. 

In der dritten Nacht wurden wir leider Zeuge eines Seenotfalls. Ein Solosegler viele Meilen vor uns musste seine Yacht aufgeben und wurde von einem zur Hilfe geeilten Frachtschiff aufgenommen. Als wir über Funk die Bestätigung der erfolgreichen Rettung hörten, stellte sich auch bei uns Erleichterung ein. 

Am Tag 4 waren alle gut drauf. Bei einem schnittigen Amwindkurs zogen wir uns Meile für Meile in Richtung Madeira. Was ist die Meu für ein toller Cruiser.

Rombout: "Jetzt gerade mit Onno Nachtwache 8-24 Uhr. wir schauen uns gemeinsam die Sterne an, reden nicht viel, schlafen viel, schauen ab und zu hoch. Es ist echt wenig los auf unserem Kurs. Das Boot steuert von selbst."

In den Nachtwachen säuselt, flüstert und schmatzt der Ozean. Durch die Nacht ziehen sich sehnenartig das Schweigen mit den Wachpartnern, das Beobachten des glasklaren Sternenhimmels und das Wegdösen. Manchmal träumt man tief und fest absurdes Zeug, hinaufgeschaukelt durch das auf und ab der Wellen. Ein anderes Mal denkt man über seine Sehnsüchte nach, über all die Dinge, die man noch tun will. Aus den Sehnen der Nacht flechtet sich ein wiederkehrendes Muster. Immer westlich querab von Iberia, Gibraltar, Afrika mit 5 Knoten oder mehr Fahrt. Segeln, Schlafen, Träumen und Essen. Das Leben an Bord ist simpel, aber auch sehr erfüllend - trotz der Strapazen und Seekrankheit.

Das Schönste an den Nachtwachen dieser Etappe ist die Sorglosigkeit. Der Wind meinte es später gut mit uns. Die Berufsschifffahrt ebenfalls. Ganz hinten im Cockpit haben Rombout und Didi ihren Lieblings(-schlaf-)platz gefunden: Direkt vor der Heckreling auf dem Teakdeck mit ein paar Kissen. Von hier lässt sich auch gut der Angelköder beobachten, der bei langsamer Fahrt hin und wieder ausgebracht wurde. Ein fesselnder Anblick bei Nacht ist auch das Funkeln des biolumineszierenden Planktons, welches sich wie ein Schweif in der Gischt der Leeseite und hinter dem Heck des Bootes  unaufhörlich hinterherzieht. 

An Tag 5 hatten wir nur noch 150 Meilen bis zum Zwischenziel Porto Santo. Erfreulicherweise war der Frischwassertank noch gut gefüllt. Daher wurde beschlossen, dass jeder eine Süßwasserdusche auf dem Vordeck genießen darf. Rombout und Clara installierten den Duschbeutel mit Zeisern zwischen Wanten und Mast, was ihnen bei Fahrt und Seegang einiges an Balancierfähigkeit  abverlangte. Wenngleich oder gerade weil es auch komische Züge annahm, die Artisten vom Cirque du Soleil hätten es nicht besser gekonnt. 

Das Duschen hat die Laune angehoben. Anschließend wurde noch die Genua 2 gegen die kleinere Genua 3 getauscht, da der Wind nachts stärker werden sollte. Die Meu segelt sich gut. Es bringt Freude den Autopiloten mal abzustellen und sie am Wind durch die Wellen zu steuern. Was ein Glück, dass Clara sich dieses Schiff für ihre Reise organisiert hat. Das Boot ist sehr gut vorbereitet und gepackt. Alles liegt in praktischen Kisten, Boxen oder Tüten bereit und hat einen festen Ort. 

Für uns ist es das erste Mal, dass wir mit Clara zusammen segeln. Wir alle kannten uns vor dem Törn noch nicht oder nur wenig. Clara ist eine gute Skipperin. Wir fühlen uns sicher an Bord. In endlosen Gesprächen fragen wir sie zum Leben in der Berufsschifffahrt aus. Gleichzeitig tauschen ein angehender, ein berufstätiger und ein verrenteter Ingenieur sich über viele technische Fragen aus und diskutieren auch manch kleine oder große Frage dieser Zeit. 

In der 6. Nacht liefen wir gegen 1:00Uhr  in den völlig überfüllten Hafen von Porto Santo ein. Um uns im Päckchen dritter Reihe zu vertäuen musste Clara uns zunächst durch ein Feld von ca. 30 Ankerliegern hindurchzirkeln.

Nach fünfeinhalb Tagen waren wir froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Insbesondere die Gesichtszüge von Rombout und Didi normalisierten sich wieder. Die erste Dusche, noch in der Nacht, war ein Genuss. Leider schienen sich hier jedoch die Wände der Duschkabinen zu bewegen. 

Nach ausgiebigem Schlaf, der nun nicht mehr vom 4 stündigen Wachrhythmus durchbrochen wurde, genossen wir ein ausgiebiges Frühstück im Cockpit der Meu. Selten hat ein Morgenkaffee garniert mit frischen Croissants aus dem Hafencafé so gut getan wie an diesem Morgen. Nun erkunden wir erstmal das Eiland unter der subtropischen Sonne.

 

Werner ‚Onno‘ Peters, Dietmar Bauer, Rombout Bock 

Foto(s): Clara, Rombout, Didi

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