04.09.2024: Blogeintrag #50

Crewfoto nach erfolgreicher Biskaya Überquerung | Foto: Clara
Crewfoto nach erfolgreicher Biskaya Überquerung | Foto: Clara
 

Crewfoto nach erfolgreicher Biskaya Überquerung | Foto: Clara
Crewfoto nach erfolgreicher Biskaya Überquerung | Foto: Clara
Crewfoto nach erfolgreicher Biskaya Überquerung | Foto: Clara
Crewfoto nach erfolgreicher Biskaya Überquerung | Foto: Clara
Crewfoto nach erfolgreicher Biskaya Überquerung | Foto: Clara
Crewfoto nach erfolgreicher Biskaya Überquerung | Foto: Clara
Crewfoto nach erfolgreicher Biskaya Überquerung | Foto: Clara
Crewfoto nach erfolgreicher Biskaya Überquerung | Foto: Clara
Crewfoto nach erfolgreicher Biskaya Überquerung | Foto: Clara

„Puh, das wird wohl eine anstrengende Überfahrt von A Coruña nach Cowes“ war mein erster Gedanke, als ich erfahren habe, dass Jan-Henning auf dieser Etappe aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig ausgefallen ist. Die ca. 550 Seemeilen zu dritt sind natürlich machbar, allerdings mit etwas mehr Schlafmangel verbunden. Aber egal - schließlich freue ich mich schon seit über zwei Jahren auf diesen Törn. Und die Erfahrungen so mancher Doublehand-Nachregatta stimmten mich zuversichtlich. Und -  die 330 Seemeilen im letzten Jahr von Madeira zu den Kanaren waren ja schließlich im wahrsten Sinne des Wortes nur zum Warmsegeln.

Aber die berühmt und berüchtigte Biskaya zu überqueren, das klang für mich beim Bekanntwerden der Etappe nach einer seglerischen Herausforderung.Fiese Winde und gnadenloser Wellengang, das war das, was ich zum Zeitpunkt der Buchung mit dem Törn in Verbindung gebracht hatte.Es sollte anders kommen…

Vier Tage nach Erhalt der Nachricht, dass Jan-Henning ausfällt, mussten wir erfahren, dass es wohl Probleme mit dem Lager des Ruderschaftes gibt und es nicht klar ist, ob bzw. ab wann der Törn statt findet. Klar war auf jeden Fall, die MEU muss zur Inspektion und ggf. zur Reparatur aus dem Wasser. Und so organisierte Clara kurzerhand einen Krantermin für den Freitag vor dem Crewwechsel - und die aufmerksamen Leser der Blogeinträge kennen schon das Ergebnis der Inspektion: aus technischer Sicht konnte der Törn wie geplant starten.

 Und „so ganz nebenbei“ konnte Clara dank ihrer sehr guten Vernetzung in der Segelszene relativ schnell einen hervorragenden Co-Skipper für diesen Törn gewinnen: Max. Mit seinen Erfahrungen war klar, dass auch Clara in den Freiwachen Zeit finden würde, um in Ruhe zu schlafen und Kräfte für die nächste Wache zu sammeln. Der Einzige „Haken“ daran: Max konnte erst am Sonntagabend in A Coruña zu uns stoßen. Damit verzögerte sich das Ablegen um einen Tag und wir hatten die Gelegenheit, die wunderschöne Altstadt von A Coruña etwas intensiver zu erkunden.

Wie sich beim ersten Klönschnack mit dem vierten Crewmitglied, Dietmar, herausstelle, reizte es ihn aus ähnlichen Gründen wie bei mir, die Biskaya zu überqueren.

Allerdings wartete ein ungeplantes „Abenteuer“ auf ihn, als er am Samstag die Flugreise in Richtung A Coruña antrat…Mit Zwischenlandung in Barcelona und am Zielflughafen angekommen musste er erfahren, dass sein Gepäck nicht „mit umgestiegen“ ist. Und so erschien er am Samstagabend nur mit Sommerbekleidung und einer Bauchtasche als Gepäck an Bord der MEU. Unglücklicherweise zeichnete sich ab, dass sein Seesack mit dem für den Törn notwenigen Bekleidungsstücken nicht auffindbar war. Das bedeutete für Dietmar, das er sich am Montag zur Freude einer größeren Sportbekleidungskette komplett neu eindecken musste.

Nun endlich waren sämtliche Hürden für den Törn genommen und um 17:30 Uhr hieß es endlich „Leinen los“ und ab in Richtung Cowes - zunächst allerdings unter Motor. Erst um 20:00 Uhr machte es Sinn, die Segel zu setzen und den Motor auszuschalten.

Yes - endlich segeln! Und der zunehmende Wind aus Nordost lies unsere Seglerherzen höher schlagen.

 Für eine besonders hohe Herzschlagfrequenz sorgte in der folgenden Nacht ein anderes Ereignis: Die Begleitung von Delphinen oder das Sichten von Fischerbooten entwickelte sich zur Normalität. Gruselig wurde es, als Dietmar glaubte, einen größeren „Blas“ gesehen zu haben. Sensibilisiert durch das allgemein bekannte Ereignis im vergangenen Jahr waren wir schon eingestimmt, einen oder mehreren Schwertwalen zu begegnen.

Deren Blas passte allerdings nicht zu dem von Dietmar gesichteten. Der Gedanke, dass es sich vielleicht um eine durch Müdigkeit hervorgerufene Halluzination handeln könnte, war noch nicht zu Ende gedacht, als wir erkennen mussten, das wir um ein Haar einen Seiwal mit dem Bug unserer Weggefährtin MEU einen Schlag auf die „Nase“ unsanft aus dem Land der Träume geholt hätten. Puh - Glück gehabt…

Das sollte aber bis zu unserem ersten Etappenziel, der Hafen von Falmouth, an aufregenden Erlebnissen genug gewesen sein. Ruhige See und keine fiesen Winde, und selbst die Berufsschifffahrt sorgte nicht für Aufregung. Letzteres war auch darauf zurück zuführen, dass Clara und Max einen Kurs wählten, der westlich und parallel des ersten VTG des Ärmelkanals lag. So wurden die entgegenkommenden Großschiffe an uns vorbei gelenkt und nur zwei Frachter kreuzten unseren Kurs mit ausreichend Abstand.

Kurzum: wir hatten wohl für die Überquerung der Biskaya das richtige, allerdings für Seeabenteurer verkehrte Zeitfenster erwischt.

In Falmouth angekommen, erwartete uns die heiß ersehnte Dusche und endlich - durchgehender Schlaf. Der Ort selbst hat eine wunderschöne Lage und die dort anzutreffenden heimischen Touristen einen, wenn auch für manch Festland - Europäer ungewöhnlichen Charme. So oder so, Gastfreundschaft wird hier großgeschrieben und wäre der Zeitplan nicht einzuhalten, hätten wir hier noch länger verweilen können.

Entsprechend hieß es heute morgen um 06:00 Uhr wieder „Leinen los“ und wieder auf zum nächsten Zwischenziel in Richtung Cowes: Salcombe.

 

Jürgen von Kampen

Foto(s): Clara, Didi, Max, Jürgen

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