22.11.2023: Blogeintrag #15

Ein typischer Abend vor Anker | Foto: Clara
Ein typischer Abend vor Anker | Foto: Clara
 

Ein typischer Abend vor Anker | Foto: Clara
Ein typischer Abend vor Anker | Foto: Clara
Ein typischer Abend vor Anker | Foto: Clara
Ein typischer Abend vor Anker | Foto: Clara
Ein typischer Abend vor Anker | Foto: Clara
Ein typischer Abend vor Anker | Foto: Clara
Ein typischer Abend vor Anker | Foto: Clara
Ein typischer Abend vor Anker | Foto: Clara
Ein typischer Abend vor Anker | Foto: Clara

Nach den östlichen kanarischen Inseln mit ‘fuerte‘ Wind sind wir jetzt im Süden von Gran Canaria in der ‘sin‘ Wind Gegend angekommen. Und Kanaren ohne Wind heißt große Hitze - sowohl für die Abreisenden Katinka und Hannah als auch für den neu ankommenden Emanuel ein großer Kontrast zum kalten deutschen November. 

Unser Hafen Puerto Rico war ein authentisches Beispiel für Kanarentourismus - Hotelburgen neben- und übereinander, eingefressen in die trockenen Felsen der Inselsüdseite, dazwischen eingeschlossene Badebuchten mit vollen Liegestränden und Sonnencremegeruch in der Luft. Dazu einige Passanten mit deutlich zu wenig Sonnencreme. Da haben wir am Samstag direkt die nahegelegene Autovermietung bemüht und sind in den grüneren Norden der Insel geflohen. Vormittags Kultur und Shoppen in der Hauptstadt, danach Roadtrip über die Berge nach Maspalomas zu großen Dünen und dann zur Party „Gay Winter Pride“ direkt im Ort. Wir wanderten auf den Spuren von Christoph Kolumbus, der Claras geplante Route gleich vier mal abgesegelt ist, genossen leckere kanarische Tapas und bestiegen den Kathedralenturm. So sehr uns die schweizerischen Aussichten und Bergstraßen begeisterten, so sehr enttäuschte uns die Party - viele halbnackte Menschen bei sehr schlechter Musik. Highlights waren am Abend aber noch die Live-Schalte zum Jubiläumsball des Lübecker Yachtclubs und die Dünenwanderung mit Weitsprungwettbewerb. 

Nach so viel Action, Menschen und Eindrücken ging es am nächsten Tag zum Schnorcheln und Ankern zwei Buchten weiter - beim Tauchen mit den bunten Fischen kam Urlaubsstimmung auf. Eine volle Mütze Schlaf später starteten wir in unsere Überfahrt nach Teneriffa. Bei achterlichen 25 Knoten verabschiedeten wir uns von Gran Canaria und wurden sogar noch von Delfinen begleitet. Leider kein Wind für Spi - sonst war alles perfekt. Genau auf der Hälfte nach 28 nm tauchte Gran Canaria hinter uns ab und Teneriffa vor uns auf. Kurz vor unserer geplanten Ankunft erreichte uns ein Mayday Funkspruch. Die Havarie war direkt in der Bucht vor uns, nur zwei Meilen entfernt. Ein deutscher Segler war mit seiner Segelyacht bei 2 m Welle und Hochwasser zu nah an der Küste in die Ankerbucht abgebogen und auf ein Riff gelaufen. Durch das nun ablaufende Wasser lag das Boot jetzt immer trockener. Die Seenotrettung antwortete sofort und versuchte sich an der Bergung das Schiffs, Skipper und Crew konnten derweil schon trockenen Fußes an Land laufen. Keine Hilfe durch die MEU nötig!

In unserer Ankerbucht, laut Navily 94% Schutz, herrschten 23 kn Wind und Schwell von der Seite. Optimale Bedingungen um Ankersorgen auszumerzen. Nach einer unruhigen Nacht im vermeintlichen Windschatten des Roten Bergs, landeten wir am nächsten Morgen, gestärkt durch unser Captain‘s Frühstück mit Pfannkuchen, am Strand mit Dinghy an. Vollständig trocken kamen wir zu viert bis zwei Meter vor den Strand. Eine Riesenbrandung von hinten verwandelte dann aber unser Anlegemanöver zu einer filmreifen Vorstellung für den vollen Strand. Von oben auf dem roten Berg war noch immer das Wrack des Segelschifffs zu sehen - die MEU auf der anderen Seite lag schön ruhig vor Anker. Für Emanuel und mich war das Highlight des Tages aber das Schnorcheln am Fuß des Berges. Fischschwärme, bunte Anemonen, ein Oktopus und sogar ein großer Rochen waren zu sehen!

Für die nächste Nacht haben wir aber dann doch lieber nochmal einen Ortswechsel vorgenommen. Wir hätten auch gerne einen Hafen genommen, aber leider wollte uns keiner. Deswegen ging es in die Ankerbucht vor Los Cristianos, um unserem Reiseziel des nächsten Tages schon etwas näher zu sein: dem Siam Park. Hochmotiviert zogen Clara, Emanuel und ich früh und ausgeschlafen los, netterweise durch professionellen Dinghytaxiservice von Levin, der einen ruhigen Bordtag dem besten Wasserrutschenpark der Welt (lt. Tripadvisor ;)) vorzog. Wir rutschten was das Zeug hält, alle Rutschen des Parks und die liebsten gleich nochmal. Perfektes Timing außerhalb der Ferienzeit, sodass wir nicht mit Kindern konkurrieren mussten. Emanuels Kindheitshighlight hat auch uns überzeugt. Hungrig trafen wir Levin abends in einem tollen libanesischen Restaurant und konnten Cocktails von Promenadeplätzen aus mit Blick auf unser schwimmendes Zuhause genießen. Das Luxusgefühl wurde nur leicht von der feuchten nächtlichen Dinghyfahrt zurück zum Boot abgeschwächt! Nach einer weiteren ruhigen Nacht vor Anker, inzwischen vertraue sogar ich der Ankeralarm-App, und einem entspannten Frühstück mit erneutem Tauchausflug ging es nachmittags dann noch 15 Meilen gen Norden, in die wunderschöne Ankerbucht im Fels von Los Gigantes. Die steilen Klippen und der schöne Sonnenuntergang waren ein Höhepunkt der Reise für uns. So waren wir am nächsten Tag schon früh im Hafen von Los Gigantes, der Einzige der uns nach langer Suche einen Platz anbieten konnte. Großputz und Sachen packen bei glühender Hitze zwangen uns zur Badepause. Nachmittags konnten schon das nächste Crewmitglied Levins Bruder Luis begrüßen und zu fünft ging es im kleinen Mietauto hoch zu dem Bergdorf Masca. Claras Vorschlag für diesen Ausflug war ein richtiges Goldstück Teneriffas - mein absolutes Highlight der Reise. Geparkt am Rand der Serpentine ging es zu einem kleinen familiären Bistro, indem das einzig angebotene Menü, Hähnchen in leckerer Brühe mit kanarischen Kartoffeln und Mojo (lokale Spezialsoße), jedem Sternekoch Konkurrenz machen konnte. Wenn nochmal Teneriffa, dann nach Masca! 

Ein letzter Abend mit Wraps, Packen, Bier und Abschied, dann brachte Clara Emanuel und mich netterweise noch mitten in der Nacht zum Flughafen. 

Diese zwei Wochen waren Bilderbuchurlaub und ich freue mich für alle weiteren Crews, die mit Clara den Atlantik besegeln dürfen. Ihr habt eine tolle Zeit vor euch!

Antonia Folkers

Foto(s): Clara, Antonia, Luis

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