20.09.2023: Blogeintrag #6
Drei Nächte liegt die Meu jetzt schon auf dem Trockenen, als unsere zweite gemeinsame Woche in Camariñas beginnt.
Die Reise der Meu, unser Urlaub, Claras Pläne: alles läuft anders als geplant.
Nachdem bei unserer Interaktion mit den Orcas noch „Imagine“ von John Lennon im Hintergrund lief, ist es nun folgendes Zitat von ihm, was unsere nächsten Tage beschreiben könnte: „Leben ist das, was passiert, während du beschäftigt bist, andere Pläne zu machen.“
Wenn das Zitat womöglich auch nicht voll zutreffend für das ist, was uns und der Meu passiert ist – unsere Pläne durchkreuzt haben die Orcas doch in jedem Fall. Und das, was wir gemeinsam in der letzten Woche erlebt haben, ist, schätze ich, das, was man Leben nennt.
Wir haben uns einem neuen Wassersport gewidmet: dem Surfen. Mit jeder Stunde Übung standen wir länger auf dem Bord und beim letzten gemeinsamen Surfen haben wir es schon geschafft, einigermaßen auf die Kante zu gehen. Nach unserem ersten Surftag haben wir nur noch einen kurzen Snack auf der Meu genommen und sind dann los in Richtung A Coruña, um am Samstagabend in das Nachtleben einzutauchen. Wahnsinn, wieviel dort auf den Straßen und in den Gassen los ist – das gesamte Leben spielt sich draußen ab. Wir sind durch die Gassen geschlendert, haben eine Pizza aus einem 24/7 Pizzaautomaten genossen und bis morgens um 6 getanzt.
Den Sonntag haben wir ruhig angehen lassen – die Küstenlinie in Camarinas ist traumhaft schön. Man kann idyllisch auf dem Steilufer zu einer kleinen Kapelle und weiter noch bis zum Leuchtturm spazieren. Dabei läuft man durch Wälder, vorbei an Feldern, entlang von alten Steinmauern und immer mit Blick auf den Atlantik und die Wellen, die gegen die Steine peitschen.
Besonders schön ist der Leuchtturm bei Nacht anzuschauen – einmal sind wir abends noch hingefahren, um die Aussicht von da aus zu genießen. Es war stockdunkel, sternenklarer Himmel – nur die Lichtkegel des Leuchtturms sind über unseren Köpfen gekreist und das Rauschen der Wellen um das Gestein war zu hören. Vielleicht hat der Sternenhimmel uns alle etwas wehmütig an unsere Tage des Segelns auf der Biskaya denken lassen – an die Momente voller Leichtigkeit, in denen wir noch nicht daran gedacht haben, dass unsere Reise mit der Meu in Camariñas enden wird.
Montagmorgen kam der Sachverständige von der Versicherung und hat sich den Schaden noch einmal angeschaut, am Dienstag sollten die Arbeiten an der Meu beginnen. Die Chance, dass der Sachverständige zurück nach A Coruña gefahren ist, haben wir genutzt, um uns ein günstigeren Mietwagen vom dortigen Flughafen zu holen. Unsere Abende an Bord haben wir meistens beim Karten oder Memory spielen, Quatschen, Scherzen und Lachen ausklingen lassen.
Mit dem Auto haben wir einen Ausflug nach Santiago de Compostela gemacht – wir haben uns die Kathedrale angeschaut – die das Ziel des Jakobsweges ist –, sind durch die Altstadt geschlendert und haben in einer Markthalle lokale Spezialitäten genossen.
An diesem Abend haben wir noch gegrillt – mit wunderschöner Aussicht auf die Bucht.
Clara und Hannah haben im Laufe der Woche noch einen Ausflug nach A Coruña gemacht, um in der Werkstatt den Fortschritt am neuen Ruder zu sehen und um die Bauweise erläutert zu bekommen.
Am Donnerstag hatten wir dann auch schon den letzten gemeinsamen Abend – Kjells Bus ging am nächsten Morgen um 0830 aus A Coruña los. Wir waren noch einmal alle gemeinsam in dem lokalen Restaurant bei uns im Hafen essen und haben dann noch bis spät in die Nacht gespielt.
Für die restliche Crew stand am nächsten Vormittag Reinschiff machen und Packen auf dem Programm bevor wir dann alle gemeinsam noch für eine Nacht nach A Coruña gefahren sind. Dort haben wir uns ein Airbnb gebucht – bevor wir noch einmal gemeinsam das Nachtleben hier ausgekostet haben, gab es noch eine kurze Sightseeing-Tour im Dunkeln und eine leckere Pizza.
Die beiden Wochen vergingen einerseits wie im Flug, andererseits fühlt es sich nach so viel mehr als nur 14 Tagen an – gemeinsam haben wir so viel erlebt in dieser Zeit. Alle haben wir an einem Strang gezogen, um das beste aus unserer Reise und den durchkreuzten Plänen zu machen, um möglichst viel zu erleben und die schönsten Erinnerungen an diesen Urlaub zu teilen. Das mit dem „Leben passiert…“ haben wir auf jeden Fall erfüllt – wir hatten eine extrem schöne, aufregende und einzigartige Zeit.
Clara, wir danken Dir für diese unglaublichen zwei Wochen. Wir hoffen, dass die Reparaturen jetzt alle nach Plan verlaufen und du bald wieder aufs Wasser und Deine Reise fortsetzen kannst. Bis dahin natürlich viel Erfolg und Spaß und eine gute Zeit in Camariñas.
Wir drücken dir die Daumen, dass die nächsten 12 Monate planmäßiger verlaufen und dass alles, was nicht ganz so planmäßig verläuft, genauso im „Leben“ und Positiven endet, wie unsere Wochen.
Hannah Gerlach
Foto(s): Kjell, Clara, Privat